Vogelfreundlicher Garten

Vögel in Kleingärten - Naturschutz in der Stadt

Eiben gehören anders als Koniferen zu unseren heimischen Gehölzen, sind immergrün und äußerst dekorativ.

Vögel im Garten sind nicht nur eine Freude für Augen und Ohren, sondern auch sehr gute "Schädlingsbekämpfer". Allein ein einziges Meisenpaar mit Nachkommen kann pro Jahr etwa 70.000 Raupen und 20 Mio. Insekten vertilgen. Leider werden die Vögel aus unseren Städten mehr und mehr durch monotone Anpflanzungen mit asiatischen und amerikanischen immergrünen Koniferen, kurz geschnittenem Rasen und Pflasterungen verdrängt; denn hier finden sie nicht genug geeignete Nahrung und Nistplätze.

Wie so oft sind es kleine Schritte, die große Wirkung zeigen können, wie z.B. eine ungespritzte, nicht zu oft gemähte Wiese oder die Anlage einer Hecke mit heimischen Gehölzen. Auch Ihr Garten lässt sich mit ganz einfachen Mitteln zu einer Zufluchtstätte für Vögel umgestalten, die in unseren "ordentlichen" Städten immer dringender benötigt werden. Um diesen schönen und nützlichen städtischen Mitbewohnern Lebensraum zu geben, folgen hier einige grundsätzliche Tipps:

                      
Vogelschutzgehölze: Vogelbeere links, und Schwarzer Holunder rechts
  • Verzicht auf chemische Hilfsmittel wie Unkrautvernichtungsmittel und Gifte jeglicher Art im Garten und Vorgarten

  • Pflanzung einheimischer Sträucher und vielfältiger Stauden als Nahrungsquelle für alle Tiere im Garten

  • Schaffung von vielfältigen Lebensräumen, Strukturen und Nischen

  • Wenn möglich: Anlage von einem Kompostplatz, der ebenfalls Lebensraum und Nahrungsquelle für viele Gartenbewohner ist.

Nahrung, Nistplatz und Hecken

Selbst im kleinsten Garten findet sich noch Platz für Sträucher, in denen Vögel brüten und Deckung finden können. Im Herbst und im Winter dienen ihre Beeren als Nahrungsquelle. Für Kleingärten besonders geeignet sind z.B. (Wilde Rote) Johannisbeere, Rote Heckenkirsche (giftig), (Wild)brombeere, (Wild)himbeere, Berberitze, Gewöhnlicher Schneeball, Schwarzer Holunder, Schlehe, Roter Hartriegel, Vogelbeere, Sanddorn, Faulbaum, Hasel, Wildrosen und alte Heckenrosensorten. Für Heckenpflanzungen eigenen sich insbesondere Hainbuchen oder als immergrüne Eiben. Das für Menschen äußerst giftige Pfaffenhütchen (Achtung bei Kleinkindern!) ist für Rotkehlchen eine beliebte Winternahrung.

Viele dieser Sträucher bieten nicht nur Vögeln Nahrung und Nistplätze, sondern sind auch wertvoll für Säugetiere, Bienen und Schmetterlinge. Außerdem sind sie preiswerter und unempfindlicher gegen Umwelteinflüsse als ihre Zuchtformen.

Heckenschnitt

Insbesondere ältere Sträucher und Heckengehölze, die der Abgrenzung zum Nachbargrundstück dienen, sollten jedoch erst nach der Brutzeit geschnitten werden, um die gut versteckten Nester der Freibrüter nicht offenzulegen und vor Nesträubern zu schützen (Katzen, Marder).

Vogelschutzgehölze: Gewöhnlicher Schnellball (oben) und Pfaffenhütchen
Vogelschutzgehölze: Gewöhnlicher Schnellball links, und Pfaffenhütchen rechts

Nischen für Bodenbrüter

Den Bodenbrütern unter den Vögeln, wie z.B. Rotkehlchen und Zaunkönig, helfen Sie durch einen Reisig- und Totholzhaufen. Die Tiere nutzen den Schutz der Verflechtungen innerhalb des Reisighaufens, um ihre Brut darin großzuziehen. Solche Lebensräume lassen sich auch durch Kletterpflanzen wie Geißblatt oder Waldrebe "verschönern". Wenn Sie keinen Platz für einen großen Reisig- oder Totholzhaufen haben, dann bauen Sie einen Unterschlupf aus Zweigen und Ästen, die wie ein Zelt aufgestellt und dann allmählich mit Baum- und Strauchschnitt gefüllt werden. Diese bieten den Vögeln Deckung vor Räubern wie Katzen und werden gerne vom Zaunkönig zum Brüten angenommen.

Nistkästen im Garten und Nahrungsangebot

Oft werden Nistkästen in großer Anzahl in Gärten aufgehängt! Doch ohne ein ausreichendes Nahrungsangebot helfen die schönsten Nisthilfen nur wenig. Daher ist ein wichtiger Bestandteil eines vogelfreundlichen Gartens ein Angebot an Wildstauden, die Vögeln Schutz und ein reiches Nahrungsangebot bieten.

Bodenbrüternest im Staudenbeet

Von Wildstauden profitieren auch Insekten, von denen wiederum die Vögel leben. Die Anzahl von Insekten und anderen Kleintieren ist auf einer Blumenwiese oder in einem Staudendickicht etwa 10 bis 20mal höher als auf einer gewöhnlichen Rasenfläche. Selbst im Herbst und im Winter dienen die Stauden - vorausgesetzt sie werden erst im Frühjahr vor dem ersten Austrieb abgeschnitten - mit ihren Samenständen vielen Vögeln wie Spatzen und Finken als Nahrungsquelle.

Staudengarten zur Freude aller "Gartenbewohner"

Auswahl Stauden und einjähriger Blütenpflanzen

Geeignete Arten sind beispielsweise einjähriger Rittersporn, Veilchen, Frauenmantel, Mohn, Schafgarbe, Lerchensporn, Königskerze, Akelei, Johanniskraut, Disteln, Karden, Nachtkerze, Steinklee, Färberkamille, Kamille, Wilde Möhre, Kümmel, Fenchel, Flockenblume, Leinkraut, Nachtviolen, Kuckuckslichtnelke, Quendel, Staudenlein, Sonnen- und Staudensonnenblumen und viele weitere heimische Natur- aber auch Kulturstauden. Doch nicht nur Stauden, auch ungespritzte und ungedüngte Rasenflächen, auf denen sich Wildkräuter entwickeln dürfen, sind für viele Arten interessant.

Um einen Garten für Vögel aufzuwerten, reicht es oft schon aus, wenn die Pflege reduziert wird. Hier ist der Mut zu einem Stückchen Wildnis im Garten gefragt, der mit allerlei tierischen Gästen belohnt wird.

Vogeltränken können sich sehr dekorativ in jeden kleinen Garten einfügen
Vogeltränken können sich sehr dekorativ in jeden kleinen Garten einfügen

Badestelle und Tränke

Viele Vögel verdursten in einem heißen Sommer regelrecht. Deswegen ist das Angebot einer Tränke und Badestelle für diese Tiere eine wichtige Hilfe. Doch es muss nicht gleich ein Teich anlegt werden, eine einfache Tonschale genügt bereits. Welches Gefäß Sie auch wählen, Sie sollten darauf achten, eine Wassertiefe von 5 cm nicht zu überschreiten. Ein in die Schale gelegter Stein hilft beim Anflug und bewahrt vor dem Ertrinken; ebenso ein Holzstück in einer offenen Regentonne! Denken Sie daran, die Tränke regelmäßig zu säubern und nachzufüllen. Für die Haut- und Gefiederpflege nutzen Vögel gerne auch Sandbadestellen. Füllen Sie dazu eine Mulde mit Sand und achten Sie darauf, dass diese nicht zuwächst. Auch ein alter Sandkasten kann als solche "Badestelle" dienen.

Holzlagerung mit Efeu: Ein Versteck und Brutnische für viele Vögel und kleine Säugetiere
Holzlagerung mit Efeu: Ein Versteck und Brutnische für viele Vögel und kleine Säugetiere

Weitere Tipps

Ein weniger "aufgeräumter" Garten bedeutet mehr Leben im Garten. Beseitigen Sie Falllaub nicht, sondern lassen Sie es liegen oder kehren Sie es unter Sträucher. Unter den Blättern suchen Rotkehlchen, Amseln und Singdrosseln bevorzugt nach Würmern und Insekten; wo jedoch kein Laub liegt, finden die Vögel deutlich weniger Nahrung. Auch eine Begrünung vom Gartenhäuschen schafft neue Lebensräume; beispielsweise mit Kletterpflanzen wie Efeu, Jungfern- oder Waldrebe, Jelänger jelieber, wilden oder Kulturwein sowie Glyzinien. Das sieht schön aus und bietet Nistplatz und Nahrung für allerlei Arten.

Wilde Karde mit Samenstand
Wilde Karde mit Samenstand

 

Von allen Maßnahmen, die einen Garten vogelfreundlich machen, werden auch andere Arten wie Säugetiere, Insekten und Amphibien profitieren. So wird Ihr Garten voller Leben sein. Wir wünschen Ihnen viel Freude daran!

 

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