Spalterbigkeit

 

Was ist Spalterbigkeit?

Jedes Lebewesen - von einigen Ausnahmen abgesehen - wird durch eine väterliche und eine mütterliche Keimzelle gebildet. Diese beiden Zellen vereinigen sich nach der Befruchtung des Eies zu einer Urzelle, diese erzeugt dann durch laufende Teilung neue Zellen. Hieraus wird ein Lebewesen aufgebaut. Väterliche und mütterliche Zellen setzen sich aus "Erbkörperchen" zusammen, diese werden Chromosomen genannt. Diese Zellen (Vererbungszellen), und mit ihnen auch die Chromosomenpaare, teilen sich in gewissen Zeiträumen (Geschlechtsreife) genau zur Hälfte. Mit dieser Teilung werden auch die vielen Eigenschaften (Gestalt, Größe, Eigenart, Farbe, usw.) in gleicher Weise geteilt. Dieser Vorgang der Reifeteilung muß zum Verständnis der "Spalterbigkeit" genau beachtet werden. Von all den vielen Erbeigenschaften, welche ihren Sitz in den Chromosomen haben, interessiert für diese Betrachtung nur die der Farbe, welche im weiteren Verlauf hier als "Farbzellen" bezeichnet werden.

Ein reinerbig grüner Vogel besitzt nur grüne Farbzellen und es kommen bei einem reinerbig grünen Paar (beide Elternteile reinerbig Grün) nur grüne Farbzellen zusammen. Aus dieser Verpaarung entstehen nur reinerbig grüne Vögel, die wir hier mit FF bezeichnen werden. Vater und Mutter haben eine Vielzahl von Farbzellen, von denen nur jeweils zwei für die Darstellung aufgezeigt werden: Vater (FF), Mutter (FF)

  Mutter  
Vater F F
F FF1   FF3  
F FF2 FF4

 

In den vier Feldern (1-4) findet man das Ergebnis der Verpaarung. Es sind immer FF-Zellen, die einen von der Farbe her neuen Vogel darstellen. Die Farbe ist durch die Abgabe einer väterlichen und einer mütterlichen grünen Farbzelle entstanden. Bei der späteren Fortpflanzung dieser reinerbig grünen Vögel werden diese FF-Zellen wieder geteilt,also nur eine F-Zelle wird abgegeben.

Nun wird ein reinerbig grüner Vogel mit einem reinerbig blauen Vogel verpaart. Der Grüne hat die Farbzellen FF und die des Blauen werden mit ff bezeichnet. Dabei ist es gleichgültig, ob der Vater oder die Mutter grün oder blau ist. Es kommen also zusammen FF und ff - hieraus ergibt sich folgendes Bild:

  f f
F F f F f
F F f F f

 

Das Ergebnis besteht aus lauter Ff-Zellen. Es entstehen Vögel, welche die Farbe ihrer Eltern (FF und ff) jeweils zur Hälfte tragen. Im Erscheinungsbild (Phänotyp) sind sie jedoch alle Grün, denn die grüne Farbzelle ist gegenüber der blauen dominant, d.h. sie "überdeckt", während die blaue Farbzelle gegenüber der grünen rezessiv ist, sie läßt sich "überdecken". Ein Ff-Vogel ist also in seinem Erscheinungsbild grün, in seiner Erbmasse (Genotyp) besitzt er jedoch noch die blaue Farbe, welche er bei späterer Verpaarung wieder "aufspalten" kann. Er ist somit spalterbig - in diesem Falle in Blau. In anderen Bereichen der Tierzucht wird soetwas auch als Trägereigenschaft bezeichnet. Man bezeichnet einen solchen Ff-Vogel als Grün / blau, wobei mit "Grün" das Erscheinungsbild und mit "/ blau" die verdeckte Erbmasse gekennzeichnet ist.

Um aus diesen spalterbigen, bzw. mischerbigen (heterozygoten) Vögeln wieder reinerbige (homozygote) Vögel zu erzielen, gibt es verschiedene Verpaarungsmöglichkeiten. Zuerst verpaaren wir Grün / blau (Ff) mit einem reinerbig blauen (ff) Vogel und erhalten folgendes Ergebnis:

     f f
F F f F f
f f f f f

 

Wir erhalten aus dieser Verpaarung 50 % Ff - Grün / blau und 50 % ff - Blau. Man erkennt an diesem Schema, das die spalterbige (Grün/blau) Form zweierlei Keimzellen (Gameten) und die reinerbige (Blau) Form dagegen nur einerlei Gameten erzeugt. Daher sind auch nur zwei Kombinationsmöglichkeiten vorhanden, nämlich Ff - Grün/blau und ff - Blau. Beide müssen in gleicher Häufigkeit auftreten, weil die verschiedenen Gameten der mischerbigen grünen Form in gleicher Zahl gebildet werden. Nun verpaaren wir mal zwei Grün / blau (Ff) Tiere miteinander und erhalten:

      F f
F FF1 Ff3
f Ff2 ff4

 

Feld 1: 25 % FF        - reinerbig Grün
Feld 2 + 3: 50 % Ff  - mischerbig Grün / blau (spalterbig Blau)
Feld 4: 25 % ff          - reinerbig Blau

Es lassen sich aber auch Kombinationen erzielen, z.B. aus reinerbig Blau mit reinerbig Gelb. Hierbei müssen wir aber für die genetische Formel/Gleichung den gelben Vogel beim Blauen, und den blauen Vogel beim Gelben genotypisch erfassen. Das Vorhandensein einer Eigenschaft wird mit Großbuchstaben dargestellt, das Nicht-Vorhandensein mit Kleinbuchstaben:

Blau (nicht Grün) - ff, nicht Gelb - gg = ff gg, Keimzellen: fg
Grün - FF, Gelb - GG = FF GG, Keimzellen: FG

           F G
f g F f G g

Diese F1-Generation ergibt somit 100 % FfGg - Grün / blau / gelb. Verpaart man nun diese Vögel untereinander, ergeben sich folgende Gameten mit nachstehendem Ergebnis:

  F f G g   F G F g f G f g
         
  F G F g f G f g
  F G   F F G G F F G g F f G G F f G g
F g F F G g F F g g F f G g F f g g
f G F f G G F f G g f f G G f f G g
f g F f G g F f g g f f G g f f g g
         
  Gelb Grün / gelb Gelb / blau Grün / blau / gelb
  Grün / gelb Grün Grün / blau / gelb Grün / blau
  Gelb / blau Grün / blau / gelb Weiß Blau / gelb
  Grün / blau / gelb Grün / blau Blau / gelb Blau 

 

Somit ergeben sich 6,25 % je Möglichkeit ( 100 % / 16 Möglichkeiten ). Einige Varianten kommen doppelt oder öfters vor, diese können addiert werden und ergeben:

je 6,25 %: Gelb, Grün, Weiß, Blau
je 12,5 %: Grün / gelb, Gelb / blau, Grün / blau, Blau / gelb
25 %: Grün / blau / gelb

In diesem Fall ist theoretisch nur jeder 16. Vogel die Neukombination aus Blau und Gelb, also ein weißer Vogel. Verpaart man diesen wieder zurück an einem Grün / blau / gelb - Vogel erhält man folgendes Ergebnis:

F f G g = F G F g f G f g
f f g g = f g      
         
  f g f g f g f g
F G Ff GG Ff GG Ff GG Ff GG
F g Ff Gg Ff Gg Ff Gg Ff Gg
f G ff GG ff GG ff GG ff GG
f g ff Gg ff Gg ff Gg ff Gg

 

Hierbei kann man die letzten drei Spalten ruhig außer Acht lassen, da das Ergebnis mit der ersten Spalte identisch ist:

25 % Ff GG - Gelb / blau
25 % Ff Gg - Grün / blau / gelb
25 % ff GG - Weiß
25 % ff Gg - Blau / gelb

Verpaaren wir den Weißen nun mit einem Blau / gelb, bzw. mit einem Gelb / blau erhalten wir:

Blau / gelb f G       Gelb / blau f G
f G f f G G   F G F f G G
f g f f G g   f G f f G G
         
50 % ff GG = Weiß   50 % Ff GG = Gelb / blau
50 % ff Gg = Blau / gelb   50 % ff GG = Weiß

 

Jetzt können wir ja mal ein bißchen spielen:

Würden wir theoretisch gesehen nun eine dominante Mutation (dom. Schecke), welche schon bei Vorhandensein eines Faktors sichtbar wird, mit einer rezessiven Mutation (Blau) verpaaren, erhalten wir folgende Tabelle:

  f f s s =   Blau, ohne Scheckenfaktor
  F F S s =   Grün, Schecke (EF) einfaktorig
     
  f s  
   F S    F f S s   50 % Schecke (EF) Grün / blau
F s F f s s   50 % Grün / blau

Verpaaren wir nun einen dieser Schecken (EF) Grün / blau z.B. an einen Weißen, welcher ja ein blauer Gelber, bzw. ein gelber Blauer ist, erhalten wir folgendes Ergebnis:

  Ff Ss gg =   Grün spalt Blau, einfaktorig Schecke, nicht Gelb
  ff ss GG =   Weiß (Blau + Gelb), kein Schecke
     
  f s G  
   F S g    Ff Ss Gg   25 % Schecke (EF) Grün / blau / gelb
F s g Ff ss Gg   25 % Grün / blau / gelb
f S g ff Ss Gg   25 % Schecke (EF) Blau / gelb
f s g ff ss Gg   25 % Blau / gelb

 

Jetzt können wir unseren blauen Schecken (EF) / gelb an einen weißen Vogel verpaaren und erhalten:

  ff Ss Gg =   Blau, einfaktorig Schecke, spalt Gelb
  ff ss GG =   Weiß (Blau + Gelb), kein Schecke
     
  f s G  
  f S G   ff Ss GG   25 % Schecke (EF) Weiß
f S g ff Ss Gg   25 % Schecke (EF) Blau / gelb
f s G ff ss GG   25 % Weiß
f s g ff ss Gg   25 % Blau / gelb

 

Endlich, nach mindestens drei Generationen, haben wir unseren ersten weißen Schecken! Optisch gesehen wie ein Schimmel im frisch gefallenem Schnee. Manche Verpaarungen sind wirklich nicht sinnvoll!!!

 

 

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