Mendelsche Theorie

 

Um bestimmte Zuchtziele zu erreichen, sollte der Züchter wissen, wie er die verschiedenen Farbschläge verpaaren muss. Wir wollen dabei helfen, die Vererbung einzelner Mutationen zu verstehen.

Bei allen Angaben der Verpaarungen sind aber zwei Aspekte von großer Wichtigkeit:

1) Alle genannten Prozentberechnungen sind Durchschnittsangaben und das Ergebnis einer theoretischen Vielzahl von Gelegen.

2) Die Ergebnisse der Verpaarungen haben nur Gültigkeit, solange die genaue Vererbungsweise und die Farben der Eltern bekannt sind. Sollten Verpaarungen zu anderen Ergebnissen führen, dann enthält sicher einer der Elternteile, oder auch beide, eine dem Züchter nicht bekannte Farbe / Mutation.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, das eine neue Mutation entstanden ist, aber gerade dann sind Kenntnisse der Vererbungslehre hilfreich!

 

 

Die Mendelsche Theorie in sechs Sätzen:

Faktorenregel

Die äußerlich sichtbaren Eigenschaften hängen von Anlagen (Erbfaktoren bzw. Genen) ab, welche ihren Sitz in den Keimzellen der Eltern, also in den unbefruchteten Eizellen der Weibchen bzw. den Samenfäden der Männchen haben. Bei der Befruchtung treffen stets zwei entsprechende Erbanlagen zusammen, die dann später die in Erscheinung tretenden Erbeigenschaften bestimmen.

Spaltungsregel

Bei der Reifung der Eizellen bzw. der Samenfäden trennen sich die Anlagen eines Anlagenpaares wieder voneinander und kommen stets in zwei verschiedene Eizellen bzw. Samenfäden. Bei Gleichartigkeit eines Anlagenpaares sind daher sämtliche Keimzellen in Bezug auf diese Erbanlage gleich, bei Verschiedenartigkeit eines Anlagenpaares werden im Verhältnis 1:1 ungleiche Keimzellen (Eizellen bzw. Samenfäden) gebildet.

Dominanzregel

Im Falle der Verschiedenartigkeit eines Anlagenpaares kann die eine Anlage die andere in ihrer Wirkung vollkommen aufheben. Die allein dann in Erscheinung tretende Eigenschaft wird die dominante, die nicht in Erscheinung tretende Eigenschaft die rezessive genannt.

 

 

Uniformitätsregel

Gleichheit aller Erbanlagen bedingt stets Gleichheit in der äußeren Erscheinung, wenigstens soweit Erbanlagen in Frage kommen. Gleichheit der Erscheinungsform setzt aber wegen der Möglichkeit des Vorhandenseins rezessiver Eigenschaften nicht die Gleichheit aller Erbanlagen voraus.

Unabhänigkeitsregel

Die Spaltung eines Erbanlagenpaares bei der Reifung der Keimzellen und die Neukombination bei der Befruchtung erfolgt unabhängig von anderen etwa gleichfalls vorhandenen Erbanlagen.

Äquiproportionalregel

Da die Verteilung der Erbanlagen bei der Reife der Keimzellen und bei der Befruchtung vollkommen dem Zufall unterworfen ist, lassen sich bei unbeschränkter Zahl der erzeugten Keimzellen die einzelnen möglichen Kombinationen und ihre Häufigkeiten nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung vorausberechnen.

 

Äußerliche Merkmale, wie z.B. Narben, verlorene Gliedmaßen, gefärbte Haare etc., sind Eigenschaften, welche nicht vererbt werden!

 

Begriffe in der Vererbungslehre

Allel

mögliche Ausprägung eines Gens der benachbarten Gene eines Chromosomenpaares, das sich an einem bestimmten Ort (Locus) auf einem Chromosom befindet

Basismutation

Primärmutation, Grundmutation

Chromosom

DNA-Strang auf dem die Gene sitzen

Chromosomenpaar

Chromosomen kommen immer Paarweise vor

Co-Dominant

rezessiver Erbgang gegen Wildfarbe, dominanter oder dominant intermediärer Erbgang gegenüber multiplen Allelen

Crossing-Over

Mechanismus der Abschnitte eines Chromosomenpaares bei der Reifeteilung vertauscht

DF

doppelfartorig, zweifaktorig, bei dominanten Erbgängen

DNS

engl DNA, Desoxyribonukleinsäure

Dominant

überdeckend, dominierend, beherrschend, hervortretend

Dominant intermediär

unvollständig Dominant, teilweise dominierend, bildet Zwischenfarbe mit wildfarbigem Allel

EF

einfaktorig, bei dominanten Erbgängen

Eumelanine

schwarze Farbpigmente bei Psittaciden

Frei

autosomal, nicht geschlechtsgebunden

Gen

Teil eines Chromosoms, kontrolliert gewisse chemische Abläufe

Genort

Locus, Adresse, an der ein bestimmtes Gen immer vorliegt

Genotyp

Erbbild oder bezeichnet den Bestand an Erbanlagen (Genen) im Vogel

Geschlechtsgebunden

heterosomal, gonosomal, an das Geschlechtschromosom gebunden

Kombination

Ergebnis aus Verpaarungen mehrerer Mutationen, bei denen mindestens zwei Mutanten zu erkennen sind

Mischerbig

heterozygot, nur ein Allel ist mutiert oder beide Allel sind unterschiedlich (multiple Allele) mutiert

Modifikation

nennt man eine Farb-/Typveränderung die nicht durch Vererbung, sondern durch eine Aktivierung von Hormonen, die durch eine Veränderung der Lebensumstände aufgetreten ist; Ursache für eine Modifikation können sein: einseitige und/oder schlechte Fütterung, zu wenig oder falsches Licht, nicht Brutreife oder geschwächte Zuchttiere

Multiples Allel

unterschiedlicher Mutationsgrad des gleichen Gens

Mutante

genetisch bedingte farbliche Veränderung des Aussehens eines Vogels

Mutation

genetische Veränderung eines Gens, eine Mutation tritt rein zufällig auf

MUTAVI

MUTAtion and adVIce = niederländisches Institut Inte Onsman untersucht hier Federn bezüglich der Veränderung gegenüber der Wildfarbe

Phänotyp

ist die äußerliche Erscheinungsbild des Vogels

Psittacine

gelbe bis rote Farbpigmente (Psittacofulvine) bei Psittaciden

Reinerbig

homozygot, beide Allele sind gleich mutiert

Rezessiv

verdeckend, nicht sichtbar, zurücktretend, verdeckt vererbend

Selektion

ist die Bezeichnung einer Zuchtform bei der bestimmte Merkmale hervorgehoben/herausgezüchtet werden

Spalterbig

nur ein Allel ist bei rezessiven Erbgängen mutiert

Vererbung

umfasst das weitergeben von bestimmten Eigenschaften, von beiden Elterntieren auf die Nachkommen das geschieht nach festen Regeln

W-, Z-Chromosom

Geschlechtschromosomen bei Vögeln werden fälschlicher Weise auch X-, Y-Chromosom genannt

 

 

 


 

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