Aspergillose

Aspergillose bei Papageien und anderen Ziervögeln

Als Aspergillose wird eine chronische Schimmelpilzerkrankung der Atemwege bezeichnet.Die Erreger dieser Pilzerkrankung gehören zu den Gattungen Aspergillus ssp. oder Mucor ssp. und kommen ubiquitär, das heißt überall in der Umgebung vor. Die Aspergillose ist ein häufiges Problem bei in Menschenobhut gehaltenen Vögeln und stellt bei bestimmten, besonders anfälligen Spezies wie Graupapageien, Beos und Pionusarten immer noch eine der häufigsten Todesursachen dar. Anfällig sind alle Arten, die in freier Wildbahn in tropischen Regionen mit hoher Luftfeuchte beheimatet sind. Spezies aus trockenen Regionen, wie Nymphensittiche, Wellensittiche etc. erkranken nur extrem selten an Aspergillose. Als Infektionsursache kommt in der Regel die anhaltende Inhalation von Pilzsporen der erwähnten Gattungen in Betracht, wobei sich die Sporen auf den Schleimhäuten des gesamten oberen und unteren Atemtraktes vermehren können.

 

Mögliche Ursachen der Aspergillose

Die Aspergillose ist eine sogenannte Faktorenerkrankung, das heißt es müssen in der Regel verschiedene Faktoren aufeinander treffen, damit es zur Ausbildung des Krankheitsbildes kommt. Die Aufnahme von Schimmelsporen an sich korelliert oft nicht zwangsläufig mit einer Aspergilloseerkrankung! Man muss sich vor Augen halten, dass diese Pilze fast überall vorkommen, demnach ist jeder Mensch und auch jeder Vogel diesen Erregern ausgesetzt, es erkrankt aber nicht jeder daran! Es müssen also begünstigende Faktoren hinzukommen, die es den Schimmelpilzen ermöglichen, sich im Körper auszubreiten.                                                                                    Nicht artgerechte Haltungsbedingungen spielen dabei die größte Rolle. Einen ganz wichtigen Aspekt stellt die Luftfeuchte dar. Vogelarten aus den Tropen haben eine umgebende Luftfeuchte von um die 80-90%, die für den Erhalt des schützenden Flüssigkeitsfilms der Atemwegsschleimhäute wichtig ist.                                                              In Wohnungshaltung werden insbesondere in den Heizmonaten oft nur um die 30-40% erreicht, sodass es zu einer kritischen Austrocknung der Schleimhäute kommen kann. Wie bei uns Menschen, die am häufigsten in den Wintermonaten einen Schnupfen o.ä. bekommen, so entsteht auch die Aspergillose besonders häufig in diesen trockenen Wintermonaten. Der Flüssigkeitsfilm der Atemwege, der normalerweise inhalierte Erreger hinaus transportiert, wird durch den Austrocknungsprozess so geschädigt, dass eingeatmete Krankheitserreger nun auf den Schleimhäuten festkleben und sich vermehren können. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Ernährung insbesondere von Papageien. Die meisten, der im Handel erhältlichen Körnermischungen enthalten Erdnüsse. Auch wenn man es diesen kaum ansieht, so ist die Erdnuss doch häufig mit Pilzsporen belastet! Somit kann sich im Laufe der Jahre durch die stetig aus dem Futter inhalierten Sporen eine immense Pilzlast in den Atemwegen anhäufen. Wenn die Ernährung zudem zu einseitig, meist zu sehr körnerbezogen ausfällt, haben viele Vögel überdies einen Vitamin -und Mineralienmangel, wobei für die Entstehung der Aspergillose ein Mangel an dem Schleimhaut schützenden Vitamin A die entscheidende Rolle spielt. Sehr kritisch zu beurteilen ist das Stutzen der Schwungfedern bei Papageien. Die Häufigkeit an Aspergillose erkrankter Vögel ist besonders hoch unter den flugunfähigen Tieren! Das Atemwegssystem von Vögeln ist auf das Fliegen ausgerichtet, eine optimale Belüftung und Versorgung des Atemtraktes mit frischer, guter Luft ist nur bei viel fliegenden Vögeln gewährleistet! Häufige und vor allem nicht zielgerichtete Antibiotikabehandlungen können Pilzerkrankungen begünstigen. Für Cortisonbehandlungen gilt dies ebenfalls. Pilze konkurrieren normalerweise mit den Schleimhautbakterien und werden von diesen in Grenzen gehalten oder verdrängt. Wird durch eine Antibiotikatherapie die normale bakterielle Flora abgetötet, so haben die Pilze „freie Fahrt“ und können sich ungehemmt vermehren!    Zuletzt seien noch alle diejenigen Faktoren erwähnt, die das Immunsystem schwächen können wie Stress, mangelnde Hygiene, Unverträglichkeiten, häufige Besitzerwechsel etc.                                                                                                     Ein nicht optimal funktionierendes Immunsystem bietet auch gegenüber geringen schadhaften Einflüssen nur noch einen unzureichenden Schutz!

 

Krankheitssymptome

Der häufigste Verlauf einer Aspergillose ist der chronische, oft schleichende und (unbehandelt) fortschreitende Verlauf. Die Schimmelpilze führen durch die Besiedlung der Atemwege zu einem verschlechterten Luftaustausch und zu einer mangelnden Dehnbarkeit in den unteren Atemwegen. Häufen sich die Pilze zu sog. Granulomen zusammen, die ungünstig, z.B. in der Luftröhre liegen, so kann es zu Erstickungsanfällen oft mit Todesfolge kommen. Schimmelpilze stellen zudem eine schlummernde Gefahr dar, da sie in der Lage sind Giftstoffe zu bilden, die wiederum die Leistung verschiedener Organe wie Niere und Leber kritisch beeinträchtigen können.                        Mit der Blutbahn ins Gehirn übertretende Toxine können zu zentralnervösen Ausfallserscheinungen führen.

Zu den möglichen Krankheitssymptomen zählen demnach:

  • Kurzatmigkeit

  • Pumpende Atmung

  • Atemgeräusche

  • Niesen

  • Verstopfte Nasenlöcher

  • Aufblähen der Backen

  • Schwanzwippen

  • Atemnotanfälle die lebensbedrohlich sein können

  • Von-der-Stange-fallen

  • Schwäche

  • Abmagerung

  • Krampfanfälle

  • Würgen oder erbrechen

  • Verlust der Stimme oder Stimmveränderungen

  • Plötzlicher Tod

 

Diagnose

Anhand des Vorberichts des Besitzers in Zusammenhang mit den klinischen Symptomen und der allgemeinen klinischen Untersuchung können erste Hinweise auf das Vorliegen einer Aspergillose erlangt werden. Die Abklärung muss mittels verschiedener Labordiagnostik getätigt werden, wobei jede Untersuchung für sich ihre eigenen Hinweise im Hinblick auf die Aspergillose gibt. Eine einzige, spezielle „Aspergilloseuntersuchung“ gibt es nicht! Mit einem Röntgenbild wird das Innere des Vogels dargestellt, die Atemwege können beurteilt auf typische Veränderungen hin abgeklärt werden. Ein Blutbild, in dem die Entzündungszellen bestimmt werden, die bei einer Aspergillose in ganz bestimmter Art und Weise verändert sind, ergänzt die Diagnostik. Zusätzlich kann eine Elektrophorese des Blutes weitere Hinweise liefern. Abstriche aus Nase, Luftröhre oder den Luftsäcken können bisweilen die verursachenden Erreger nachweisen. Die genaueste Diagnosemöglichkeit besteht in der Endoskopie des Vogels. Hierzu wird in Narkose mit einer kleinen Kamera, die in einem bleistiftdünnen Arbeitskanal sitzt, in das Innere des Vogels eingegangen und sämtliche Organsysteme und die Atemwege werden beurteilt. Der große Vorteil liegt hier in der genaueren Aussagekraft und in der Möglichkeit der lokalen Behandlung direkt in den Atemwegen während der Endoskopie.

 

Therapie

Eine vollständige Heilung erkrankter Tiere ist in der Regel nicht möglich! Der Einsatz von Medikamenten zielt darauf ab, die Krankheitssymptome des Patienten zu lindern und nach Möglichkeit ganz zu nehmen, die Pilzlast einzudämmen und dem erkrankten Tier ein Leben trotz Aspergillose zu gewähren. Hierzu ist eine Langzeittherapie und gute Überwachung des Patienten sowohl durch den Besitzer als auch durch den behandelnden Tierarzt erforderlich. Jegliche Faktoren, die an der Entstehung der Erkrankung beteiligt waren, müssen umgehend abgestellt werden! Das Problem bei der Aspergillose besteht in der Fähigkeit der Erreger, sich in Granulomen anzuhäufen und abzukapseln, diese Kapselhülle macht den Pilz unheimlich widerstandsfähig gegenüber Medikamenten! Die Therapie besteht aus der oralen Verabreichung eines oder mehrerer Pilzmedikamente, die über die Blutbahn wirken und die Pilze bekämpfen. Zusätzlich wird mit einer Inhalationstherapie eine intensive lokale Behandlung in den Atemwegen selbst ermöglicht. Wenn möglich und sinnvoll, so kann eine Endoskopie mit lokaler Behandlung in Form von Granulomentfernung und Applikation von Medikamenten in die Luftsäcke durchgeführt werden. Dadurch sind oft viel schnellere und stärkere Behandlungserfolge nachzuweisen, als allein über die orale Gabe von Medikamenten, da Granulome entweder ganz entfernt oder zumindest so in ihrer Struktur angegriffen werden können, dass nun die verabreichten Medikamente viel intensiver wirken können! Die regelmäßige Überwachung und Nachkontrolle des Patienten in der Praxis in individuell festgesetzten Zeitabständen ist notwendig zur Verlaufskontrolle und Früherkennung von Rückfällen dieser problematischen, chronischen Atemwegserkrankung.

 

Vorbeugung

Optimale Haltungsbedingungen mit guter Ernährung, bester Luftqualität und viel Bewegung, sowie regelmäßige Routinekontrollen in der Praxis bieten dem verantwortungsvollen Besitzer gute Möglichkeiten, eine Aspergilloseerkrankung seiner Vögel zu verhindern!

 

 

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